Solingen, 02.06.2023
Die Schuldnerberatungsstelle der Diakonie Solingen sieht steigendes Überschuldungsrisiko durch Inflation
Eine weiter steigende Nachfrage nach Schuldnerberatung sieht die Schuldnerberatungsstelle des Diakonischen Werkes als Folge der Inflation. „Das Überschuldungsrisiko steigt“, sagt Ursula Ring, Teamleiterin der Schuldnerberatung der Diakonie, zu Beginn der Aktionswoche Schuldnerberatung der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) am 12. Juni.
„Viele Menschen machen sich große Sorgen und sind verunsichert, wie sie die Zukunft bewältigen können. Das erleben wir in unserer Schuldnerberatung mit durchschnittlich 10 Anfragen täglich von Menschen in Not. Das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung: „Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation“ gibt die Stimmung ganz gut wieder“, sagt Linda Kästner. Es sei deutlich zu spüren, dass die meisten Waren, Energie, Mieten und andere Dinge teurer geworden sind. „Haushalte mit knappem Einkommen trifft es besonders hart“, stellt die Schuldnerberaterin fest. Nicht wenige Haushalte müssten bereits ein Drittel ihres Einkommens allein für den Wohnraum ausgeben und eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. Umso schwieriger werde dann, die gestiegenen Energie- und die deutlich teureren Lebenshaltungskosten zu stemmen.
„Als gemeinnützige Schuldnerberatung ist es uns ein Anliegen, in der Diskussion über Inflation und ihre Folgen die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die aufgrund ihrer Einkommenssituation besonders von der Inflation betroffen sind“, erklärt Ursula Ring. Daher unterstützt sie die Forderungen der AG SBV zur Aktionswoche Schuldnerberatung. „Wir brauchen einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung“, fordert sie. Das sei dringend notwendig, denn die Zugänge zur Schuldnerberatung seien deutschlandweit sehr uneinheitlich. „Mancherorts können nur Ratsuchende, die Bürgergeld oder Sozialhilfe erhalten, ohne jegliche Einschränkungen kostenfrei beraten werden“ beklagt die erfahrene Schuldnerberaterin. Zudem müsse es einen zukunftsweisenden Ausbau der Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung geben.
Die Schuldnerberaterinnen fordern einen generellen Pfändungsschutz von existenzsichernden Leistungen. Solange es den nicht gebe, sei eine finanzielle Abwärtsspirale für viele Haushalte vorprogrammiert. Diese führe dann auch dazu, dass die grundlegendsten Dinge wie Strom oder Gas nicht mehr bezahlt werden könnten, so dass es zu Energiesperren komme. „Mit allen Schuldnerberatungen der Verbände fordern wir: Keine Energiesperren für Verbraucherinnen und Verbraucher“ sagen die Beraterinnen. Vielmehr müsse ein unbürokratischer Zugang zu Sozialleistungen gewährleistet werden.
Linda Kästner weist darauf hin, dass für viele ihrer Klient*innen wegen der in Folge der Inflation steigenden Zinsen Kredite deutlich teurer würden. „Auch der ohnehin schon teure Dispokredit wird noch kostspieliger. Aber gerade Haushalte mit knappem Einkommen müssen diesen viel häufiger nutzen. Ebenso wird es für manche Familie, die sich mühevoll ein Eigenheim geleistet hat, ein böses Erwachen geben. Die Anschlussfinanzierung wird sehr viel teurer werden und wenn der Immobilienmarkt einbricht, wird es unter Umständen keine Anschlussfinanzierung geben,“ sagt sie.
Im Rahmen der Aktionswoche bietet das Diakonische Werk am Dienstag, den 13. Juni 2023 in der Zeit von 8:00 Uhr bis 14:00 Uhr eine offene Sprechstunde in der Beratungsstelle (Kasernenstraße 23) für alle Interessierten an. Eine Voranmeldung ist nicht nötig.