Für mehr Zusammenhalt in Solingen

24.06.2021

Mitte-Studie

Das Diakonische Werk hat mit der Stadt eine Studie auf den Weg gebracht – um menschenfeindliche Tendenzen und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Solingen zu untersuchen. Ergebnisse liegen vor: Nun sind Gesellschaft, Politik und Kirche am Zug.

Möchte in Solinger eine Debatte über Zusammenhalt in der Gesellschaft führen: Diakonie-Geschäftsführerin Ulrike Kilp.

Das Ergebnis-Papier der Mitte-Studie hat 143 Seiten. Mehr als 1500 Menschen aus ganz Solingen haben dafür Auskunft gegeben – über ihren Blick auf Solingen, über Zuwanderung, Sorgen und Ängste, über ihr Gerechtigkeitsempfinden und über gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die meisten antworteten in einem Online-Frageborgen. Es wurden aber auch Gruppendiskussionen ausgewertet und Gespräche mit Solinger Fachleuten aus Sozialarbeit, Wirtschaft, Politik, Schule und Sport geführt. Die Studie kommt zu einem klaren Schluss: Solingen braucht mehr Kommunikation. Nur der Dialog könne die Situation verbessern.

Weitere Projekte in der zweiten Jahreshälfte
Das Diakonische Werk und die Stadt Solingen mit ihrem Stadtdienst Integration, die die Studie gemeinsam auf den Weg gebracht haben, wollen für diesen Dialog einen neuen Anstoß geben. Zur Präsentation der Studien-Ergebnisse hatten sie deswegen möglichst viele Akteure aus der Zivilgesellschaft, aus Politik und Kirche zur „Zusammenhaltskonferenz“ eingeladen. Online stellten Vertreter des Diakonischen Werks, der Stadt und des Unternehmens „Context“, das die Studie durchgeführt hatte, die Ergebnisse vor. 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Jugendhilfe und -förderung, aus Politik und Sport, Wirtschaftsförderung und Quartiersarbeit nahmen an der Online-Konferenz teil. Sie soll der Ausgangspunkt sein für weitere Aktionen und Projekte im zweiten Jahreshalbjahr, um den Zusammenhalt in Solingen zu stärken. „Es war uns wichtig, breit einzuladen“, erklärt Ulrike Kilp, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis Solingen. Schließlich seien auch danach viele Akteure gefragt, wenn es darum gehe, mit den Ergebnissen zu arbeiten.

Einblicke in Haltungen und Denkweisen
Diese Ergebnisse geben recht schonungslos Aufschluss über menschenfeindliche Tendenzen und gesellschaftlichen Zusammenhalt in der ganzen Stadt. Es sieht Einblicke in Haltungen und Denkweisen in der Mitte der Gesellschaft. Daher rührt auch der Titel der Studie und nicht vom Solinger Stadtbezirk Mitte. Jeder Vierte glaubt zum Beispiel, dass in Solingen zu viele Menschen leben, die „von woanders herkommen“. 16 Prozent der Befragten fühlen sich ausgegrenzt. Auf der anderen Seite sehen sich immerhin 55 Prozent der Menschen in Solingen nicht von „zu vielen Fremden“ in der Stadt umgeben. 63 Prozent wollen in Solingen alt werden. 50 Prozent sagen, sie würden die gleiche Anerkennung in der Stadt erfahren, wie die anderen Bürger. „Wir wissen von keiner anderen Kommune, die so intensiv dieses Thema wissenschaftlich untersucht hat“, sagt Ulrike Kilp. So genau hinzuschauen, dazu gehöre auch Mut.
„Wir erleben dieses Thema auch in unserem Alltag“, betont die Diakonie-Geschäftsführerin. Zum Beispiel wenn im Kindergarten Sorgen um Ausgrenzung und Rassismus auftauchen. Oder im Bildungsbereich oder der sozialen Arbeit Menschen verschiedener Weltanschauungen aufeinandertreffen. „Wir wollen Strategien lernen, damit umzugehen“, sagt Ulrike Kilp. Aber: „Das geht nicht ohne Haltung!“

Kirchengemeinden sind eingeladen mitzureden
Auch die Solinger Kirchengemeinden als Scharniere zwischen Kirche und Gesellschaft will das Diakonische Werk in die Arbeit mit den Studien-Ergebnissen einbeziehen. „Wir wünschen uns, in Solingen eine Debatte über die Ergebnisse unser Studie zu eröffnen“, sagt die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks, „unsere Gemeinden können dabei ein wichtiger Motor sein.“ Sie könnten Raum bieten, damit Menschen aufeinander zugehen und miteinander ins Gespräch kommen – nicht nur jene Solinger, die ohnehin schon miteinander sprechen. „Wir freuen uns, wenn Gemeinden ihre Möglichkeiten prüfen, mitzuwirken“, sagt Ulrike Kilp. Das Team des Landesprogramms „NRWeltoffen Solingen“ lasse sich gerne einladen, von Kirchengemeinden wie von anderen interessierten Akteuren, um die Ergebnisse vorzustellen, zu besprechen und gemeinsame Ideen auf den Weg zu bringen. In vier Jahren soll die Befragung wiederholt werden. Ulrike Kilp hofft: „Es wäre doch schön, wenn der Zusammenhalt in unserer Stadt dann schon gewachsen wäre.“

INFO
Eine Präsentation der Ergebnisse der Mitte-Studie finden Interessierte auf:

https://zusammen-solingen.de

Gemeinden können sich bei Interesse an Wolfgang Arzt (Telefon 0212 287-231) oder Kristiina Albrecht (Telefon 0212 287-231) von der Koordinierungs- und Fachstelle NRWeltoffen Solingen beim Diakonischen Werk melden.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite https://nrweltoffen-solingen.de/.

Autorin: Theresa Demski

Wir danken dafür, dass uns der Artikel zur Verfügung gestellt wird. Er ist auch nachzulesen auf der Homepage des Evangelischen Kirchenkreises Solingen: https://www.ekir.de/solingen/kirchenkreis/archiv-2021.php